Vorstellung der SAP Academic Board DACH Arbeitsgruppe: “Business Process Management”

Sehr geehrte akademische Community in Deutschland, Österreich und der Schweiz,

nach der Vorstellung der DACH Academic Board Arbeitsgruppe “Technologie” möchte ich Ihnen nun die Arbeitsgruppe “Business Process Management (BPM)”, die von Prof. Dr. Hans-Jürgen Scheruhn, Prof. Dr. Jan Mendling und Prof. Dr. Martin Adam geleitet wird, vorstellen. Die drei Experten haben wir zu ihrer Arbeit, Motivation und den Plänen für die Arbeitsgruppe befragt.

Viel Spaß beim Lesen und gehen Sie gerne bei Nachfragen direkt auf die drei Kollegen zu.

André Biener (Director, SAP University Alliances)

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André Biener (AB): “Hallo Hans, welche spezifischen Ziele verfolgt Eure Arbeitsgruppe, und wie tragen diese zur Weiterentwicklung von Business Process Management bei?”

Hans-Jürgen Scheruhn (HS):  “Als emeritierter Professor für Wirtschaftsinformatik forsche und lehre ich seit über 30 Jahren im Bereich BPM und Enterprise Architecture Management (EAM) an verschiedenen Hochschulen und Universitäten in aller Welt. (Mehr Details in der SAP Edition hier). Regelmäßig biete ich dazu „Train the Trainer“ (TTT) Workshops online an, z.B. im ersten Halbjahr 2025 am 22. Mai und 11. Juni.

Eine große Herausforderung ist auch zwei Jahre nach der Einbindung von Signavio in die SAP, die aus unserer Sicht immer noch fehlende Integration von BPM und ERP in Forschung und Lehre. Diese wollen wir aktiv angehen und uns dabei auch in neue Formate stärker einbringen, wie z.B. in die SAP Learning Journeys und die SAP Business Process Open Lecture welche die bewährten Angebote der SAP University Competence Center (UCCs) ergänzen können. Dabei setzen wir uns für die Integration von weiteren Werkzeugen wie SAP LeanIX in die ERP-Lehre ein sowie für den Ausbau von Cloud-Nutzungskonzepten für Lernende und Lehrende im Bereich Business Process Management.”

Prof. Dr. Hans-Jürgen ScheruhnProf. Dr. Hans-Jürgen Scheruhn

AB: “ Eure Arbeitsgruppe konzentriert sich auf Business Process Management. Jan, was ist nach Deiner Meinung der wichtigste Schwerpunkt in diesem Bereich, und warum?”

Jan Mendling (JM): “Geschäftsprozesse werden durch Informationssysteme unterstützt. In vielen Unternehmen finden hierfür ERP-Systeme Anwendung, die prozessbezogene Daten speichern. Eine zentrale Herausforderung in der Lehre besteht darin, die Zusammenhänge zwischen Geschäftsprozessen und den in ERP-Systemen gespeicherten Daten zu vermitteln – eine essenzielle Voraussetzung für die digitale Transformation.”

Prof. Dr. Jan MendlingProf. Dr. Jan Mendling

AB: “Die Digitalisierung hat viele Geschäftsprozesse transformiert. Welche Rolle spielt Business Process Management in der digitalen Transformation für Dich Martin?”

Martin Adam (MA): “Business Process Management ist eine essenzielle Grundlage für die effiziente und automatisierte Gestaltung von Prozessen. Prozessmodelle beschreiben die Anforderungen der Prozesskunden und ermöglichen eine kontinuierliche Verbesserung, sofern auch Verantwortlichkeiten und Prozesskennzahlen klar definiert werden.”

Prof. Dr. Martin AdamProf. Dr. Martin Adam

AB: Welche Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Automatisierung nutzt Ihr in Euren Forschungsprojekten, um Geschäftsprozesse zu optimieren?

HS: “In unseren Forschungsprojekten setzen wir verschiedene Technologien zur Optimierung von Geschäftsprozessen ein. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration Künstlicher Intelligenz im Kontext von ontologiebasierter Abfragen z.B. mit ChatGBT, wie sie unter anderem in einem KI-Vortrag auf dem SAP Transformation Excellence Summit am 7. bis 9. Oktober 2024 in Frankfurt von uns thematisiert wurde.”

MA: “Zudem kommen auch Camunda für die Prozessautomatisierung sowie Minitab und SPSS zur Analyse von Prozessdaten in unserer Lehre und Forschung zum Einsatz.” 

AB: “Gibt es aktuelle Projekte oder Studien Eurer Arbeitsgruppe, die besonders bahnbrechend oder innovativ sind?”

JM: “An der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitet die Forschungsgruppe unter meiner Leitung an einer Reihe innovativer Techniken im Bereich Process Intelligence. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Noreja-Ansatz, der es ermöglicht, komplexe Datenstrukturen von ERP-Systemen für die Prozessanalyse aufzubereiten.”

HS: “An der Hochschule Harz wurde eine der Forscherinnen aus meinem Team, welche jetzt bei unsrem Partner msg Group als SAP Consultant tätig ist, mit einer bedeutenden Auszeichnung gewürdigt.  Die Bachelor-Arbeit “Chancen und Risiken der KI im Bereich BPM” wurde mit dem Walter-Gießler-Preis 2024 prämiert und hebt die innovativen Forschungsansätze im Bereich der Künstlichen Intelligenz und deren Zusammenwirken mit dem Business Process Management hervor.”

MA: “An unserer Hochschule in Kufstein forschen wir seit Jahren an dem Zusammenspiel von Prozessmanagement und ERP – Systemen im Rahmen der Implementierung von IT – Systemen. Ein weiteres Themengebiet in der Forschung ist die Rolle des „Prozessberater:in“ hinsichtlich der Kompetenzen und Persönlichkeit.”

AB: “Wie integriert Ihr die Erkenntnisse aus Eurer Forschung in die Lehrmethoden, und wie profitieren Eure Studierenden davon?”

HS, JM, MA: “Die Erkenntnisse aus unserer Forschung fließen direkt in unsere Lehre ein. Wir binden zusätzlich auch frei zugängliche Angebote wie die SAP Learning Journeys oder Train-The Trainer Workshops ein, welche die bewährten Angebote der SAP University Competence Center (UCCs) ergänzen. Diese unterschiedlichen Formate ermöglichen es unseren Studierenden, praxisnahe Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Methoden im Bereich Business Process Management zu erhalten und dadurch wertvolle Kompetenzen für ihre berufliche Zukunft zu erwerben.”

AB: “Welche Rolle spielt Business Process Management in der interdisziplinären Lehre und Forschung an Euren akademischen EinrichtungenS

HS: “Business Process Management spielt eine zentrale Rolle in der interdisziplinären Lehre und Forschung und ist z.B. an allen drei Fachbereichen der Hochschule Harz vertreten: Wirtschaftswissenschaften, Verwaltungswissenschaften sowie Automatisierung und Informatik.”

JM: “In unserem Team untersuchen wir Prozesse mithilfe von Forschungsmethoden der Informatik, beispielsweise um bessere Process-Mining-Techniken zu entwickeln. Gleichermaßen nutzen wir sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden, um Einblicke in die tatsächliche Nutzung von Prozessmanagement-Ansätzen in der Praxis zu erhalten. Prozessmanagement ist somit eine wichtige Brücke zwischen Informatik und Wirtschaftswissenschaften.”

MA: “Da Prozessmanagement eine Querschnittsfunktion im Unternehmen innehat spielen seine Themen in mehreren unserer Studienprogramme und Forschungsaktivitäten eine Rolle, sei es in den Ingenieurswissenschaften, genauso wie im Bereich der Unternehmensführung und der angewandten Informatik.”

AB: “Was sind die größten Herausforderungen im Bereich Business Process Management in den nächsten fünf Jahren, und wie plant Eure  Arbeitsgruppe, diese zu bewältigen?”

HS: “Eine der größten Herausforderungen im Bereich BPM in den nächsten fünf Jahren sehen wir insbesondere in der Priorisierung der Prozess-Effektivität vor der –Effizienz z.B. auf der Basis von Customer Journey Prozessmodellen und deren Integration mit BPMN-Modellen. Weiterhin in der nahtlosen Einbindung von Geschäftsprozessen in eine Enterprise-Architektur wie TOGAF oder Archimate oder EOG.”

JM: “Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Unterstützung von BPM durch Künstliche Intelligenz. Die größte Hürde für viele Anwendungen des Prozessmanagements ist die aufwendige Anbindung von operativen Systemen, bspw. an Process-Mining-Werkzeuge. Wir arbeiten bereits heute daran, diese Anbindung mithilfe von KI weitestgehend zu automatisieren.”

MA: “Zudem erfordert die Zukunft des BPM ein stärkeres Denken in abteilungsübergreifenden End-to-End-Prozessen, um Silodenken zu vermeiden und die Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen zu verbessern. Ebenso muss der „Management“-Aspekt im Prozessmanagement gestärkt werden, indem die Prozessperformance regelmäßig überwacht und kontinuierliche Verbesserungsmaßnahmen (KVP) abgeleitet sowie umgesetzt werden.

Ein weiteres Ziel besteht darin, administrativen Prozessen und ihren Kennzahlen – wie Durchlaufzeiten und Fehlerraten – denselben Stellenwert einzuräumen wie klassischen Finanzkennzahlen. Darüber hinaus gilt es, ein Gleichgewicht zwischen Prozessstandards und Agilität zu finden, um eine schnelle Anpassungsfähigkeit zu gewährleisten. Schließlich spielen neue Methoden der Prozessdokumentation eine wichtige Rolle, um Akzeptanz und Nutzung in Unternehmen zu erhöhen.” 

AB: “Welche Rolle spielen Kooperationen mit Unternehmen oder anderen Universitäten in Eurer Arbeit?”

JM:  “Da Business Process Management ein stark anwendungsbezogenes Fach ist, ist der regelmäßige Austausch mit der Praxis unerlässlich. Eine wichtige Plattform für die internationale Zusammenarbeit bildet zudem das gemeinsame Buch “Fundamentals of BPM“, das den Austausch mit mehreren Hundert Dozierenden weltweit fördert.”

AB: “Welche zukünftigen Projekte oder Initiativen plant Ihr in Eurer Arbeitsgruppe im DACH Academic Board?”

HS, JM, MA: “Wie erwähnt besteht eine aktuelle Herausforderung darin, die verschiedenen Phasen des BPM-Lebenszyklus anhand einer ERP-Installation praxisnah zu durchlaufen. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, planen wir in unserer Arbeitsgruppe die Entwicklung eines durchgängigen Szenarios, das Prozessmodellierung, ERP-Implementierung und Process Mining miteinander verbindet und freuen uns über interessierte Kolleginnen und Kollegen aus DACH. Kommen Sie auf uns zu.”

AB: “Das Thema Business Process Management steht auch im Mittelpunkt der SAP Academic Community Conference vom 8.-9. September in Potsdam. Welche Beiträge und Impulse erwartet Ihr von dieser Konferenz für Eure Arbeit?”

HS, JM, MA: “Prozessdaten spielen eine zentrale Rolle für ein modernes Business Process Management in der Lehre. Insbesondere für die Sicherstellung der Durchgängigkeit im BPM-Prozess erwarten wir von der SAP Academic Community Conference 2025 in der DACH Region wertvolle Impulse und einen intensiven erfolgreichen Austausch, der zur Weiterentwicklung beiträgt.”

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